Helgoland oder die Schönheit der Einsamkeit


Zwei Dinge waren es, die mich an Helgoland gereizt haben. Zum Einen die Lage 40 Kilometer vor der Küste, die größte Entfernung, die man auf deutschem Boden zum Festland haben kann. Zum anderen die Tatsache, dass ich trotz Wikipedia wenig über Helgoland wusste und dass ich auch niemanden kannte, der bereits dort war und mir mehr erzählen konnte.

Mir war klar, dass man auf einer derart abgelegenen und kleinen Insel nicht viel machen kann, außer sich zu entspannen. Und genau deswegen bin ich hin. Ich hatte viel Zeit - mein alter Beruf war soeben beendet, mein neuer hatte noch nicht begonnen. Also besuchte ich sie, die einzige deutsche Hochseeinsel, mit dem festen Ziel, Zeit mit angenehmen Dingen zu verbringen: Viel lesen, auch schreiben, vor allem aber nachdenken und der Alltagshektik entfliehen.

Schon die Anreise ein Abenteuer

Die Anreise war hart. Lange war unklar, ob der Katamaran, mit dem ich von Hamburg aus anreisen sollte, überhaupt ablegen würde können. Das Schiff am Vortag musste wegen des schlechten Wetters im Hafen bleiben, und auch während meiner Überfahrt war die Nordsee extrem aufgewühlt. Doch es hat sich gelohnt, den Seegang und die Geräusche der sich übergebenden Mitreisenden zu ertragen. Schon als ich meinen Fuß auf die winzige Insel setzte, wusste ich, dass ich am richtigen Ort war.

Nicht nur die malerische Landschaft und der majestätisch aus dem Meer aufragende rote Felsen machen Helgoland zu etwas besonderem. Es ist auch die Atmosphäre dieses ewigen Kampfes gegen die raue Natur. Selbst an eher windstillen Tagen ist an fast jedem Ort auf der Insel zu hören, wie die Wellen gegen den Felsen schwappen. Ein Aussichtspunkt ist schöner als der andere - Helgoland bietet ein atemberaubendes Meerespanorama nach dem nächsten. Besonders in der Nähe der "Langen Anna" an der Nordspitze ist der Blick auf das Meer besonders beeindruckend.

Die Entdeckung der Tierwelt

Doch auch anderswo ist man als moderner Großstadtmensch hier der Natur so nah wie nur an wenig anderen Orten. Am so genannten Lummenfelsen brüten und nisten tausende verschiedener Meeresvögel, und man kann sie aus wenigen Metern dabei beobachten. Ihr Schreien ist selbst aus großer Entfernung noch zu hören, ihre Flugeinlagen im Wind sind atemberaubend. Auf der winzigen Nebeninsel Düne liegen Seehunde und Kegelrobben am Strand und schlafen und spielen. Wer will, kann sich ihnen bis auf wenige Schritte nähern - eine unbeschreibliche Erfahrung.

Helgoland ist natürlich ein ruhiger, ja fast verschlafener Ort. Doch das macht ihn keineswegs langweilig. Ganz im Gegenteil. Selten hat mich etwas auf Anhieb so fasziniert und inspiriert wie dieser Felsen mitten im Ozean. Jeden Abend saß ich auf einer der Bänke am Meer, sah den Wellen zu, las oder schrieb selbst das auf, was mir in den Sinn kam.

Ein Ergebnis dieser wunderbaren Tage auf Helgoland ist die kurze Erzählung "Einmal, irgendwann", die man bei Bookrix kostenlos durchlesen oder herunterladen kann. Ich schrieb sie innerhalb eines Tages am Strand der Nebeninsel Düne und auf einer Holzbank an der Helgoländer Landungsbrücke. Sie ist nicht autobiographisch - obwohl ich mir natürlich vorstellen kann, eines Tages an einem so entspannten und schönen Flecken wie Helgoland zu leben.