Nein, es gibt nicht viele Gründe, die Band Peyoti For President zu kennen. Denn wenn es gute Gründe dafür gäbe, würden mehr Leute die Band kennen, als es der Fall ist. Oder haben Sie schon mal von Peyoti For President gehört? Eben.

Warum also kenne ich diese Band? Zum einen, weil ich ein Gedächtnis habe, das sich unwichtige Dinge erstaunlich gut merken kann. Das ist sowohl ein Vor- als auch ein Nachteil, doch das gehört wohl nicht hierher. Zum anderen aber verbindet mich mit Peyoti For President eine besondere Geschichte. Denn zu einem Album eben jener Band schrieb ich meine allererste Rezension für Plattentests.de. Über fünf Jahre ist das nun her – unglaublich.

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Am Anfang war der Krampf

Dieses bemerkenswerte Jubiläum hätte ich beinahe verschwitzt. Erst vor wenigen Tagen fiel mir auf, dass meine erste Rezension vom Februar 2009 datiert. Damals saß ich im winzigen Studentenwohnheimszimmer vor meinem vorsintflutlichen Computer und versuchte krampfhaft, bei meiner ersten Auftragsarbeit für Plattentests alles richtig zu machen. Hielt mich sklavisch an alle Vorgaben, suchte händeringend nach Formulierungen, die mir einfach nicht einfallen wollten. Diese verkrampfte Herangehensweise spiegelt sich leider auch in meiner Debüt-Rezension wieder, die mit Sicherheit zu den schlechtesten zählt, die ich abgeliefert habe.

Doch glücklicherweise hat sich Armin Linder, damals wie heute Chefredakteur und Spiritus rector bei Plattentests.de, dadurch nicht davon abbringen lassen, mir weiterhin zu vertrauen. Dass aus der Zusammenarbeit mit Armin schnell auch persönliche Freundschaft wurde, ist einer der Gründe, warum ich auch nach fünf Jahren noch gerne aktuelle Platten von etablierten oder unbekannten Künstlern rezensiere – aber nicht der einzige. In den letzten Jahren hat der Stress im Hauptberuf zwar dazu geführt, dass ich mein Pensum zurückfahren musste. Doch ganz mit dem Rezensieren aufzuhören, war nie eine Option.

Es war nicht alles schlecht

Mittlerweile habe ich zu knapp 140 Platten den Daumen gehoben beziehungsweise gesenkt. Ich habe in fünf Jahren viel Müll anhören und bewerten müssen, keine Frage. Aber das bringt der Job nun mal mit sich, und oft kann es dem Rezensenten ja auch großen Genuss bereiten, einen Verriss zu schreiben (fragt nach bei dem SPIEGEL Online-Redakteur, der für die Reality- und Castingshows bei RTL abgestellt ist - der liebt seinen Job mit Sicherheit). Das hat nichts mit Sadismus zu tun oder dem Willen, es einem nervigen oder unbeliebten Künstler so richtig reinzuwürgen. Zumindest meistens. Aber es ist oft schwieriger, abwertende Worte zu finden, die passen, als lobende. Und wenn man dann eine negative Rezension zu Papier gebracht hat, die es ohne Häme genau auf den Punkt bringt, warum der Leser die Finger vom Album lassen soll, ist das ein befriedigendes Gefühl.

Aber ebenso oft, wie ich schlechte Alben anhören musste, habe ich in den fünf Jahren auch großartige Bands kennen gelernt, die ansonsten wohl an mir vorüber gegangen wären und die ich zum Teil nach vielen Jahren immer noch gerne höre. Ganz zu schweigen von den Bands, die ich ohnehin schon großartig fand und dann von Berufs wegen rezensieren durfte. Es ist auch sicher kein Zufall, dass meine beiden Rezensionen zu Pearl Jam („Pearl Jam Twenty“ und „Live on ten legs“),zu den Manic Street Preachers (v.a. „National treasures“) oder zu Blackmail zu meinen besten zählen – subjektiv betrachtet.

Wenn ich aber einen persönlichen Favoriten aus all den Jahren wählen müsste, also die Plattenkritik, die mir meiner Meinung nach am besten gelungen ist, dann ist das wohl „Suspicious package“ von Earl Greyhound. Nicht nur, weil es ein großartiges Album ist – immer noch eine meiner absoluten Lieblingsscheiben in Sachen Retro-Rock – sondern auch, weil der Text die richtige Mischung aus Lockerheit und Information enthält.

Der Tränendrücker zum Schluss

Ich verdanke Plattentests.de ziemlich viel. Nicht nur, dass ich im Rahmen eines etablierten Online-Musikportals meine ersten Schritte als Journalist wagen, mich Schritt für Schritt weiterentwickeln und nebenbei noch einiges an toller Musik kennenlernen durfte. Nein, die Arbeit hat mir auch den Ansporn gegeben, mein Talent für das Schreiben in anderen Bereichen umzusetzen. Bevor ich mich Anfang 2009 mit einer schüchternen Mail bei Armin Linder bewarb, hatte ich nur das unbestimmte Gefühl in mir, gerne mehr schreiben zu wollen. Außer ein paar kurzen Sätzen, die sich nie zu fertigen Texten formten, entstand aus diesem Gefühl aber nichts. Besser gesagt: Weniger als nichts. Ich hatte weder die Motivation, mehr aus meiner kreativen Ader zu machen, noch den Mut dazu.

Seit ich für Plattentests schreibe, habe ich das Selbstbewusstsein, mit Wörtern und Formulierungen zu spielen und Geschichten zu entwickeln. Der Anspruch, der bei Plattentests an die Rezensionen gelegt wird, war bei der Ausformung dieses Selbstbewusstseins ziemlich hilfreich. Langweilige Kritiken will niemand lesen, sie sollen auf unterhaltsame und kreative Weise informieren. Eine bessere Schule für die kreative Ader kann es kaum geben. Dass ich mittlerweile im Eigenverlag Kurzgeschichten veröffentlicht habe, daran hat meine Arbeit für Plattentests den größten Anteil.

Bevor das hier jetzt aber zu gefühlsduselig wird, schließe ich mit der Feststellung, dass es fünf schöne Jahre waren, zu denen sich, wenn es nach mir geht, gerne noch fünf weitere hinzugesellen dürfen. Mit literweise Pilzrahmsuppe, Redaktionsmeetings im vollverglasten Multiplex-Bürogebäude an der Isar, Betriebsausflügen zum Scooter-Konzert und allem, was sonst noch dazu gehört.

Übersicht: Alle von mir verfassten Rezensionen für Plattentests.de