Natürlich gibt es Gründe, nicht wählen zu gehen. Gar keine Frage. Spontan fallen mir folgende triftige Gründe ein:

  • Man wurde gekidnappt und sitzt am Wahltag angekettet in einem dunklen Kellerloch
  • Man sitzt im Gefängnis wegen einer kürzlich begangenen Straftat (z.B. Kidnapping)
  • Man liegt im Koma oder ist kürzlich verstorben
  • Man hält sich am Wahltag im Weltall auf

Das war es aber dann auch. Nach meiner Erfahrung bringen Nichtwähler niemals diese halbwegs verständlichen Gründe vor. Statt dessen mündet ihre Begründung meist in ein unerträgliches Mimimi der Sorte "Da ist einfach keine Partei dabei, die mich anspricht". Eine Argumentation, die in erster Linie gigantische Faulheit und Wurschtigkeit gegenüber allem ausdrückt, was außerhalb des eigenen Netflix- und Instagram-Kosmos liegt.

Hierzu sei folgendes festgehalten:

  1. Parteiprogramme sind nicht dazu da, jeden Wähler zu 100 Prozent anzusprechen. Es geht um Übereinstimmungen, und kein Mensch kann mir erzählen, dass in Deutschland keine Partei existiert, deren Ausrichtung ihm nicht wenigstens in Grundzügen zusagt. Und wenn es die "Grauen Panther" sind.
  2. Ist ein Gefühl der mangelnden Zugehörigkeit zu irgendeiner Bewegung noch lange kein Grund, seine Stimme verfallen zu lassen. Es gibt nämlich eine leider recht große Gruppe, die sich ebenfalls bei keiner großen Partei aufgehoben fühlt und eben exakt aus diesem Grund wählen geht. Das sind dann die Leute, die eine Angst- und Hetzerpartei wie die AfD wählen.

Anders gesagt: Der Kuchen bleibt gleich groß. Aber jeder, der vor lauter Mimimi nicht zum Wählen geht, sorgt dafür, dass die, die - aus welcher Motivation auch immer - ihr Kreuzchen machen, ein größeres Stück vom Kuchen abbekommen. Und das kann dazu führen, dass am Ende Leute mitessen, denen man am liebsten gar nichts vom Kuchen abgegeben hätte.