Terry Pratchett ist tot. Eine Nachricht, die nicht völlig überraschend kommt, leider. Dennoch eine sehr traurige Nachricht. Pratchetts Bücher haben meine späten Teenagerjahre und frühen Zwanziger geprägt. Hätte mich damals jemand nach meinem Lieblingsautor gefragt, sein Name wäre mit großer Wahrscheinlichkeit gefallen. Ich weiß noch, wie mir ein Klassenkamerad in der Kollegstufe "Soul Music" lieh und ich sofort von der faszinierenden Mischung aus Fantasy, Rock'n'Roll, gekonnten Anspielungen auf gesellschaftliche Probleme unserer Welt und dem schrägen Humor fasziniert war. Ich war infiziert und wollte mehr von Pratchett lesen.
Gott sei Dank stellte ich schnell fest, dass er bereits einen großen Schatz an Discworld-Büchern geschrieben hatte, und ein glücklicher Zufall wollte es dass mein älterer Bruder schon einige davon besaß – natürlich im englischen Original. Mit dem wenigen Geld, das ich mit Schüler- und Studentenjobs verdiente, kaufte ich später noch selbst einige Bücher aus Pratchetts großartiger Fantasiewelt: Die Faust-Parodie "Eric", oder "Mort", oder "Moving Pictures", die Parabel auf das Filmgeschäft, oder "Jingo" – und nicht zuletzt das vielleicht beste Scheibenwelt-Buch überhaupt, "Small Gods". Selten hat mich ein Roman so begeistert und besonders so zum Lachen gebracht wie diese bissige Parodie auf Religionen und Götzenglaube. So wie mir ging es vielen: Terry Pratchett war mehr als nur irgendein Autor. Er war eine Art Idol, auch weil er sich selbst nicht immer ernst nahm. Und weil er, als wäre es seine leichteste Übung, Figuren erschuf wie den Zauberer Rincewind, die trotteligen Jungs von der Nachtwache und natürlich dem Tod, der immer wieder auf's Neue versucht, die Menschen zu verstehen – und immer wieder scheitert.
2007 machte Pratchett seine Alzheimer-Erkrankung öffentlich. Er schämte sich nicht, zuzugeben, dass er alles, ja wirklich alles, für eine Heilung geben würde. Er hat jede Menge Geld gespendet, er hat eine Dokumentation gedreht – und er hat sich darüber hinaus für Sterbehilfe stark gemacht. Bis zuletzt focht er an seinem Schreibtisch den Kampf gegen die Krankheit aus, indem er einfach weiter Bücher schrieb. Jetzt ist er mit 66 Jahren gestorben. Danke für alles.